
Brauchst du Hilfe?
Nein.
Bist du sicher?
Ja, danke, ich schaffe das alleine.
Sicher kennst du diesen Dialog in der ein oder anderen Form. Brauchst du Hilfe und kannst diese dann gut annehmen, ist dieser Artikel nichts für dich. Diese Zeilen richten sich an all jene, die ungern Hilfe in Anspruch nehmen und wenn sie es doch tun, sich unwohl dabei fühlen.
Ich schaffe das alleine
Es liegt eine große Magie darin, etwas alleine zu schaffen. Das Erfolgserlebnis allen Umständen zum Trotz erreicht zu haben, was vorher unmöglich schien. Was mich besonders dabei bewegt, ist der Kampf, den ich kämpfe, um dieses Ziel zu erreichen. Und die Frage, ob diese Anstrengung wirklich nötig ist, was ich dadurch gewinne und ob es nicht auch anders geht.
Ich habe ein Faible für Worte. Ich mag die Mehrdeutigkeit, die sich in vielen Worten versteckt. Auch spüre ich fast augenblicklich, ob ich mich dadurch energiegeladen oder eher schlapp fühle.
Ich brauche keine Hilfe
Das Wort „brauchen“ ist so ein Wort. Ich „brauche“ Hilfe. Wenn ich diesen Satz denke oder sage, spüre ich eine Anspannung in den Schultern fühle mich schnell kraft- und antriebslos.
Mit meiner Einstellung „Geht nicht, gibt es nicht.“ probiere ich gerne neue Sachen aus und komme öfter in Situationen, wo ich nicht weiter komme und feststecke. Was dann beginnt ist ein Tanz. Ich diskutiere mit mir. „Brauche ich Hilfe? Kann ich zugeben, dass ich nicht weiterkomme? Hab ich vielleicht etwas übersehen?“ Und so weiter. Ein Teil vertritt die Seite „Ich brauche keine Hilfe, ich schaffe das alleine.“, die andere Seite vertritt den Standpunkt, „Ich brauche Hilfe, ich komme alleine nicht vorwärts.“. Dazu musst du wissen, dass ich mit dem Gedanken „Ich brauche Hilfe“ lange das Gefühl des „Ich habe versagt“ verbunden habe.
Nehmen wir nun an, ich komme absolut nicht vorwärts und brauche wirklich Hilfe. Was ich empfinde ist Enttäuschung und auch Frust, weil ich es alleine nicht geschafft habe. Egal wie diese Hilfe dann aussieht, die ich in Anspruch nehme, sie bringt mir nichts.
Jetzt fragst du dich sicher warum. Ganz einfach: Weil ich die Hilfe im Grunde meines Herzens nicht will. Und weil ich sie nicht wirklich will, bringt sie mir nichts. Ich wehre mich unterbewusst dagegen.
Was anders wird, wenn ich mich entscheide, Hilfe zu wollen
Kommen wir zum Punkt. Ich habe erkannt, dass der Satz „Ich brauche Hilfe.“ mich meiner Kraft beraubt, auch wenn klar ist, dass ich tatsächlich an einer Stelle bin, wo ein Blick von außen sinnvoll ist, um weiterzukommen. Welche Perspektive kann ich einnehmen, die mir in dieser Situation wirklich hilft?
Hier zeigt sich für mich die Kraft der Worte. Ich tausche das Wort „brauchen“ gegen „wollen“ ein. Dadurch wird aus „Ich brauche Hilfe“ ein „Ich will Hilfe“. Ich lenke meinen Blick wieder auf das Wesentliche, nämlich darauf, mein Ziel zu erreichen. Und dafür suche ich die Ressourcen, die mich dabei wirksam unterstützen.
Viel besser, wenn du mich fragst.
Was hat sich verändert? Ich erkenne an, dass ich eine Grenze erreicht habe. Ich entscheide mich dafür diese Grenze zu überwinden und suche nun aktiv nach Wegen, wie ich das schaffe. Statt mich am Ende des Weges zu befinden, habe ich meinen Blick verändert und sehe, wie es weiter gehen kann. Und noch etwas ist anders: Wenn ich so nach Unterstützung suche, weiß ich, was ich will und begegne dem, von dem ich sie bekomme, auf Augenhöhe. Ich weiß jetzt, um den Wert für mich und bin dafür dankbar.
Wo kannst du heute „brauchen“ gegen „wollen“ tauschen? Wo nimmst du eine Grenze bewusst an und entscheidest dich dafür sie zu überwinden?
Fortsetzung folgt.
Danke für Dein Vertrauen.
Alles Liebe Sonja